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Beitrag vom 13.12.2007
Forderungen der Frauen des gendercc-Netzwerks für die Bali-Roadmap
Franziska Eva-Maria Steier
Erstmals in der Geschichte der UN-Klimarahmenkonvention UNFCCC formuliert ein internationales Frauennetzwerk eine Geschlechterperspektive für die wesentlichsten Verhandlungsthemen der...
...UN-Klimakonferenz: gendercc. Der weltweite Zusammenschluss von Frauen für Klimagerechtigkeit stellte auf der Klimakonferenz in Bali am 07.Dezember 2007 seine gemeinsamen Positionspapiere vor.
Frauen sind am stärksten vom Klimawandel betroffen: Sie spielen zugleich auch eine Schlüsselrolle in einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung. Ihr Wissen und ihre Erfahrung sind fundamental für eine erfolgreiche Minderung des Klimawandels und der notwendigen Anpassung an ein verändertes Weltklima.
Die Aktivistinnen von gendercc fordern, dass zukünftige Klimaschutzmaßnahmen im Rahmen einer geschlechtergerechten und nachhaltigen Politik entwickelt werden, anstatt sie ausschließlich durch ökonomische Faktoren bestimmen zu lassen. Um den Klimawandel wirksam einzudämmen, müssen dessen Ursachen grundlegender angegangen werden.
Ulrike Röhr, Koordinatorin des gendercc-Netzwerks, erklärt: "Wir müssen die vorherrschende Perspektive hinterfragen, die sich hauptsächlich auf Technologien und Märkte konzentriert. Gerechtigkeit und Verantwortung müssen ins Zentrum der Mechanismen und Maßnahmen rücken."
Röhr sagt weiter: "Das Fehlen der Geschlechterperspektive im gegenwärtigen UN-Klimaprozess verletzt nicht nur die Menschenrechte von Frauen - und damit fundamentale Prinzipien der internationalen Gemeinschaft - sondern es führt auch zu einer eingeschränkten Wirksamkeit und Effizienz von Klimaschutzinstrumenten und -maßnahmen." Diese Auffassung wird vom Präsidenten der UN-Klimakonferenz, dem indonesischen Umweltminister Rachmat Witoelar, geteilt. Bei einem Treffen mit dem indonesischen Forum Zivilgesellschaft hat Witoelar seine Unterstützung bei der Verankerung von Geschlechtergerechtigkeit in den Ergebnissen der Konferenz in Bali zugesagt.
Ihre Unterstützung für die Umsetzung des Gender Mainstreaming im Klimaprozess sagten unter anderem auch Stavros Dimas, die Sprecherin des EU-Kommissars für Umwelt, June Budhooram als Vertreterin des UN-Klimasekretariats sowie die Ministerinnen und Vertreterinnen der Delegationen von Südafrika, Fidschi und Tuvalu zu. Diese hatten die Positionspapiere der Frauen auf einer Veranstaltung diskutiert, die von genanet in Zusammenarbeit mit dem Entwicklungs- und Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNDP und UNEP) sowie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) organisiert worden war.
Die Frauen fordern die Regierungen dazu auf, bei der Bali-Roadmap folgende Punkte zu berücksichtigen:
die dringende Notwendigkeit von Geschlechtergerechtigkeit in der zunehmenden Klimakrise anzuerkennen und Führungsstärke zu zeigen, indem sich die Entscheidungsebene der Delegationen für die Integration von Genderaspekten in alle Klimaschutzprozesse der Vereinten Nationen einsetzt (Gender Mainstreaming), einschließlich der Einsetzung eines "gender watch systems" innerhalb der KlimarahmenkonventionGeschlechteraspekte in Anpassungsmaßnahmen zu integrieren, hierbei spezifische Bedürfnisse in den Blick zu nehmen und die Partizipation von Frauen bei der Entwicklung von Projektvorhaben sicherzustellensich zu nachhaltigen und gerechten Finanzierungsplänen zu verpflichten und Geschlechtergerechtigkeit in allen Phasen und Aspekten der Mittelvergabe zu gewährleisten20 Prozent aller finanziellen Förderungen zweckgebunden an Projekte zu vergeben, die sich an Frauen richten und von Genderexpertinnen entwickelt und umgesetzt werdenüber den begrenzten Horizont marktbasierter Lösungen hinauszugehendas Wissen und die Fähigkeiten von Frauen voll auszuschöpfeneine globale, nicht marktförmige Lösung zu finden, wie die tropischen Wälder bewahrt werden können, bei der sowohl die vordergründigen Auslöser als auch dahinter liegenden Ursachen für die Entwaldung der jeweiligen Region bzw. des jeweiligen Landes berücksichtigt werden.Einen der zentralen Standpunkte formuliert
Anna Pinto aus Indien:
"Verlassen Sie sich nicht auf den Emissionshandel! Frauen haben davon nicht profitiert."Ana Filippini vom World Rainforest Movement aus Uruguay fügt hinzu:
"Frauen haben im Rahmen solcher Maßnahmen mit den negativen Auswirkungen von Monokultur-Baumplantagen zu kämpfen."Mit großer Sorge sehen die Frauen auch den Vorschlag, Atomenergie beim Clean Development Mechanism (CDM) zuzulassen.
"Der Versuch, den Klimawandel durch eine der gefährlichsten Technologien zu bekämpfen, wird weder die Erde noch uns retten", stellt
Svitlana Slesarenok vom Black Sea Women´s Club aus der Ukraine fest. Slesarenok fährt fort:
"Die Befürworter der so genannten ´friedlichen´ Nutzung der Kernenergie haben aus der Atomkatastrophe in Tschernobyl noch immer keine Lehre gezogen."gendercc ist die internationale Allianz für Geschlechter- und Klimagerechtigkeit, zu der sich Frauen- und Geschlechterforscherinnen und -aktivistinnen aus Asien, Afrika, Amerika, dem Pazifik und Europa zusammengeschlossen haben.
Die gendercc-Positionspapiere sind abrufbar unter:
www.genanet.de/unfccc.htmlWeitere Informationen finden Sie unter: www.gendercc.net